Gewalt gegen Frauen

„Wir brauchen wirksame Maßnahmen. Jetzt.“

Erschreckende Zahlen: Die häusliche Gewalt ist 2023 um 6,5 Prozent angestiegen, 70 Prozent der Opfer waren weiblich. Politik und Gesellschaft müssen so schnell wie möglich handeln.

„Stoppt die Gewalt gegen Frauen!“, machte Milanie Kreutz, stellv. dbb Bundesvorsitzende und Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung am 11. Juni 2024 deutlich. „Wir brauchen wirksame Maßnahmen gegen häusliche Gewalt. Jetzt. Betroffene Frauen brauchen unkomplizierten und schnellen Zugang zu Hilfe und Versorgung. Die Gewaltprävention und die strafrechtliche Verfolgung der Täter müssen ebenfalls ausgebaut werden.“ Der Anstieg der häuslichen Gewalt sei alarmierend und müsse ein Weckruf für die Politik sein, die Gewalt einzudämmen. „Die einzige akzeptable Zahl ist Null.“

Das BKA hatte am Freitag, den 7. Juni 2024, gemeinsam mit den Bundesministerinnen Nancy Faeser und Lisa Paus das aktuelle Lagebild zur häuslichen Gewalt in Deutschland vorgestellt. Im Rahmen der Veröffentlichung kündigte Bundesinnenministerin Nancy Faeser an, an den Standorten der Bundespolizei rund um die Uhr geöffnete Hilfeschalter für von Gewalt betroffene Frauen einzurichten. Die dbb frauen Chefin sieht darin einen guten Anfang, allerdings mit hohem Ausbaubedarf. „Ausschließlich Schalter an den Standorten der Bundespolizei einzurichten, kann nur ein erster Schritt sein. Wir brauchen diese Anlaufstellen an allen Polizeistationen. Denn Zugänglichkeit und sofortiges Handeln sind entscheidende Faktoren im Kampf gegen Gewalt an Frauen.“ Ob und wie schnell Frauen Hilfe erhalten, dürfe nicht davon abhängen, wie weit ein Standort der Bundespolizei entfernt ist. Für die Zukunft erwarte sie eine langfristige, umfassende Strategie gegen Gewalt an Frauen sowie eine nationale Koordinierungsstelle.

Ein Viertel aller Frauen erlebt körperliche und/oder sexuelle Gewalt in der Partnerschaft. Obwohl die Istanbul-Konvention in Deutschland seit dem 1. Februar 2023 uneingeschränkt gilt, gibt es immer noch erhebliche Lücken in der effektiven Umsetzung. So werden nach der Konvention 21.100 Plätze in deutschen Frauenhäusern benötigt – aber nur 6.800 waren im Jahr 2022 vorhanden. „Diese Zahlen sind desolat“, kritisierte Kreutz. „Die Frauenhäuser müssen dringend ausgebaut werden. Frauen und ihre Kinder brauchen gerade in Zeiten von steigender Gewalt und Wohnungskrise einen sicheren Zufluchtsort.“ Zudem verschärfe die Inflationskrise die akute und beängstigende Situation vieler Tausend Frauen und Kinder im ganzen Land. „Denn finanzieller Stress gilt als bedeutender Risikofaktor für Konflikte und Gewalt in Familien. Ein gesamtgesellschaftlicher Schulterschluss ist unabdingbar, um Ursachen zu bekämpfen, anstatt nur Pflaster auf Symptome zu kleben.“

Gleichstellung könne nur erfolgen, wenn Frauen überall und in allen Lebensbereichen vor Gewalt geschützt sind, betonte Kreutz. „In diesem Jahr, in dem wir 75 Jahre Grundgesetz feiern, sollte uns das Gewicht des Satzes ‚Die Würde des Menschen ist unantastbar‘ bewusster sein denn je. Häusliche Gewalt ist ein klarer Verstoß gegen die Menschenwürde. Nur eine Gesellschaft, die Frauen schützt, schützt die Grundfeste ihrer Menschlichkeit.“

 

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