Kitas
Weg mit den Geschlechter-Klischees!
Der Anteil an männlichen Pädagogen in Kitas ist seit 2010 von 4 auf 8 Prozent gestiegen. Das ist gut – aber nicht genug. Denn höhere Geschlechtervielfalt bringt Vorteile für alle.
Tanja Küsgens, Beisitzerin in der Geschäftsführung der dbb bundesfrauenvertretung und Bundessprecherin der Frauenvertretung im Verband Bildung und Erziehung (VBE), zieht Bilanz: „Trotz eines Anstiegs der männlichen Beschäftigten in der pädagogischen Kita-Betreuung stagniert der Anteil bei lediglich 8 Prozent. Es ist höchste Zeit, stereotype Vorstellungen über Berufsfelder zu überwinden – gerade in Kitas. Ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in der frühkindlichen Bildung ermöglicht es Kindern, vielfältige Rollenvorbilder zu erleben.“
Das statistische Bundesamt hatte am 22. August bekannt gegeben, dass sich der Männeranteil am pädagogischen Personal in Kindertageseinrichtungen von 4,1 Prozent im Jahr 2012 auf 7,9 Prozent im Jahr 2022 erhöht hat. Der geringe Männeranteil in Kitas hänge Küsgens zufolge damit zusammen, dass Care-Arbeit wie Kinderbetreuung in unserer Gesellschaft immer noch traditionell eher Frauen zugeschrieben werde: „In der Kita werden Jungs überwiegend von Frauen betreut. Dadurch entsteht in ihrem Kopf das Bild, dass Kinderbetreuung ein Frauenberuf ist. Bei der Berufswahl kommt die Arbeit in einer Kita somit nicht in Frage und am Ende sind es doch wieder mit großer Mehrheit Frauen, die in diesen Beruf einsteigen. Diesen Kreislauf müssen wir durchbrechen.“
Durch eine höhere Geschlechtervielfalt zeige man den Kindern eine breitere Palette von Möglichkeiten und Berufswegen auf, erklärt Küsgens: „Denn wenn Kinder bereits in jungen Jahren sehen, dass Männer und Frauen in verschiedenen Berufsfeldern tätig sind, erweitert dies ihre Vorstellungskraft über ihre eigenen beruflichen Möglichkeiten. Außerdem bringen Erzieherinnen und Erzieher unterschiedliche Perspektiven, Herangehensweisen und Erfahrungen mit, die die Lernumgebung ungemein bereichern. Gemischte Teams sind die besten Teams.“
Allgemein müsse man die Erziehungsberufe attraktiver machen: „Erziehungsberufe brauchen einen dringenden Auftrieb für ihren Ruf. Sie müssen gesellschaftlich mehr wertgeschätzt und wirtschaftlich aufgewertet werden. Nur so können wir die Berufe für alle Bevölkerungsgruppen attraktiv machen. Es kann nicht mehr sein, dass man in vermeintlich ‚klassischen Frauenberufen‘ oftmals ein geringeres Einkommen erzielt,“ fordert Küsgens.