Zweiter Gleichstellungstag der Bundesstiftung Gleichstellung
Wandel in allen Bereichen nötig
Das Motto der Veranstaltung, auf der auch die dbb frauen mit einem Stand vertreten waren, lautete „zusammen:wirken - Wandel wird mit Gleichstellung gemacht“
In Anlehnung an das Motto machte dbb frauen Chefin Milanie Kreutz am 5. November auf dem Gleichstellungstag in Berlin deutlich: „Wandel wird mit Gleichstellung gemacht, umgekehrt brauchen wir Wandel in allen Bereichen der Gesellschaft, um Gleichstellung zu erreichen.“ Kreutz sieht drei essenzielle Stellschrauben: „Wir brauchen Wandel in den Parlamenten: Es geht uns sowohl um Repräsentation als auch um die Möglichkeit, aktiv Politik mitzugestalten. Und zwar vom Bürgerrat bis zum Bundestag. Denn dort fallen die Entscheidungen, die zu mehr oder weniger Gleichstellung führen.“ Die zweite große Stellschraube sei der Wandel am Arbeitsplatz: „Frauen darf nicht aufgrund ihres Geschlechts der Zugang zu Führungspositionen verwehrt bleiben. Sie dürfen nicht durch schlechtere Bezahlung für die gleiche Arbeit diskriminiert werden. Und sie müssen vor sexueller Belästigung und Mobbing geschützt werden“, forderte Kreutz. Letzteres gelte natürlich auch jenseits des Arbeitsplatzes.
Der dritte Wandel müsse bei der Sorgearbeit erfolgen, so Kreutz: „Mehrheitlich sind es die Frauen, die betreuen, pflegen, erziehen oder den Haushalt schmeißen. Berufe in dieser Branche sind schlecht bezahlt und die Sorgearbeit zuhause überhaupt nicht“, gab Kreutz zu bedenken. Dadurch haben Frauen weniger Möglichkeit zur Erwerbsarbeit, was sich später in weniger Rente und Altersarmut niederschlägt. „Dem müssen wir entgegenwirken. Ungleich verteilte Sorgearbeit darf nicht zu einem Risiko werden.“
Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, zeigte sich in ihrer Eröffnungsrede kämpferisch: „Für mich ist das ein Tag, an dem wir gemeinsam noch stärker und noch entschlossener werden. Ich stehe gemeinsam mit der Bundesregierung, mit allen progressiven Kräften an Ihrer Seite. Wir sind mehr. Und zusammen sind wir auch stärker als der Hass.“ Jedem Versuch, die mühsam errungenen Erfolge für die Gleichstellung rückgängig zu machen, werde sie sich entschieden entgegenstellen. Als Strategie und Ziele für die Zukunft stellte sie einen „Dreiklang“ aus gleichen Ressourcen, gleichen Rechten und gleicher Repräsentation vor. „Ohne Gleichstellung gibt es keine Gerechtigkeit und ohne Gelichstellung gibt es auch keinen nachhaltigen Fortschritt“, betonte Paus. „Wir kämpfen weiter für nicht weniger als die Hälfte der Macht, denn jetzt ist unsere Zeit.“
Für Prof. Dr. Jutta Allmendinger, Professorin für Bildungssoziologie und Arbeitsmarktforschung und Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung A.D., kam ein „weiter so“ nicht infrage: „Wir Frauen überfordern uns immer mehr, die Mental Load wird immer größer, der Anteil an Depressionen wird immer höher. Das kann so nicht weitergehen.“ Es brauche eine „Männerpolitik“, die gezielt Männer anspricht, etwas für die Gleichstellung beizutragen. „Gleichstellung ist keine Frauensache, sie ist eine gemeinsame Sache. Wir sprechen immer noch zu sehr die Frauen an, was sie anders zu machen haben.“ Zudem forderte sie eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und dass Frauen nicht von ihrem Umfeld für ihre Entscheidung verurteilt werden. „Wir sind aktuell bei einem ‚Oder‘ zwischen Kinder und Beruf. Wir müssen zu einem ‚Und‘ kommen.“