Internationaler Frauentag
Jeden Tag für die Rechte und Würde aller Frauen kämpfen
Vielerorts ist Gleichstellung noch nicht erreicht – wie im Fall der Altersarmut, teils mit gravierenden Folgen. Gleichzeitig sägen rechte Kräfte an der Gleichstellungspolitik.
„Der Weltfrauentag dient uns nicht nur als Moment der Besinnung, sondern stellt ein kraftvolles Symbol für unseren gemeinsamen Einsatz für Gleichheit und Gerechtigkeit weltweit dar. Heute feiern wir nicht nur Errungenschaften, sondern erneuern auch unsere Verpflichtung, jeden Tag für die Rechte und die Würde jeder Frau und jedes Mädchens zu kämpfen. Frauenrechte sind ein zentraler Bestandteil der Demokratie und somit ist die Stärkung von Frauenrechten immer auch eine Stärkung der Demokratie. Es ist daher unsere Pflicht, als Bollwerk der Demokratie und Gleichheit klare Kante gegen Rechtsextremismus, Sexismus und Diskriminierung zu zeigen“, unterstreicht Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung und stellvertretende dbb Bundesvorsitzende, am 8. März 2024 auf der Sitzung der UN-Frauenrechtskommission in New York. Die Kommission befasst sich in diesem Jahr mit der Beschleunigung der Gleichstellung der Geschlechter und Teilhabe aller Frauen und Mädchen durch Armutsbekämpfung sowie durch die geschlechtergerechte Stärkung von Institutionen und Finanzpolitik.
Kreutz weiter: „Unsere Strategie für die Zukunft muss sowohl die Symptome als auch die Ursachen von Diskriminierung angehen. Wir müssen daher den Fortschritt der Geschlechtergleichstellung beschleunigen und gleichzeitig sozioökonomische Chancengleichheit fördern. Denn Rechtsextremismus nährt sich oft aus sozialen Ungleichheiten und verfestigten Vorurteilen. Mehr wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Teilhabe von Frauen bedeuten nicht nur ein nachhaltiges Wachstum unserer Volkswirtschaft, sondern sind auch ein strategischer Schritt, um extremistischen Ideologien den Nährboden zu entziehen. Durch die Stärkung unserer Institutionen und die Ausrichtung unserer Finanzpolitik auf Geschlechtergerechtigkeit schaffen wir eine Gesellschaft, die weniger anfällig für die Spaltung durch extremistische Kräfte ist und in der jede Frau und jedes Mädchen die Chance hat, frei von Armut und Diskriminierung zu leben.“
Barrieren niederreißen
In Deutschland sind Frauen in allen Altersgruppen stärker armutsgefährdet als Männer. „Armut ist mehr als nur das Fehlen finanzieller Mittel. Sie ist eine Barriere, die Frauen von der vollen Entfaltung ihres Potenzials abhält. Diese Barriere muss niedergerissen werden – auch in Deutschland. Hierzulande stellt vor allem Altersarmut ein großes Problem für Frauen dar“, erklärt Kreutz. So waren 2021 ein Fünftel der Frauen über 65 armutsgefährdet, soweit sie ausschließlich von ihrer Rente leben. „Altersarmut ist das stille Echo einer Gesellschaft, die vergessen hat, die Brücken zu stärken, die ihren Ältesten ein würdevolles Leben im Alter ermöglichen. Und es sind überwiegend Frauen, die im Alter nicht über die Runden kommen.“ Die Wurzeln dieser geschlechtsspezifischen Rentenungleichheit verankern sich tief in den Arbeitsbiografien von Frauen, die oft ab dem 30. Lebensjahr, wenn nicht gar früher, aufgrund familiärer Pflichten in schlechter bezahlte Jobs oder Teilzeitarbeit gedrängt werden. Diese systembedingte Diskrepanz manifestiert sich dann in niedrigeren Rentenansprüchen. „Es ist höchste Zeit, dass politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger diese Missstände an der Wurzel packen“, macht Kreutz deutlich. „Die Förderung der beruflichen Teilhabe von Frauen, ihre Präsenz in Leitungspositionen und die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf – für alle Geschlechter – ist essenziell. Nur durch eine gerechte Aufteilung von Care-Arbeit können wir dieses strukturelle Problem grundlegend angehen.“