Tag gegen Gewalt an Frauen

Im Kampf gegen Gewalt an Frauen alle Register ziehen  

Das neue Lagebild von BMFSFJ, BMI und BKA zeigt: Fast täglich wird eine Frau getötet, weil sie eine Frau ist – Tendenz steigend. So kann Politik die Gewalt stoppen und Opfern helfen: 

Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung und stellvertretende dbb Bundesvorsitzende, ist über die neuen Zahlen schockiert. Am 25. November 2024, dem internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, forderte sie: „Wir müssen Gewalt gegen Frauen mit allen Mitteln bekämpfen. Es braucht dringend mehr Gewaltprävention, bessere Versorgung der Betroffenen und strengere Folgen für die Täter.“ Auch der Cyberspace dürfe kein rechtsfreier Raum sein. Kreutz machte deutlich: „Wir dürfen weder im echten Leben noch im virtuellen Raum wegschauen. Gewalt gegen Frauen darf nirgends toleriert werden – null Toleranz, ausnahmslos und überall.“  

 Betroffenen helfen  

„Anlaufstellen für Betroffene müssen flächendeckend, niedrigschwellig erreichbar und mit professionell geschultem Personal ausgestattet sein“, machte Kreutz klar. „Betroffene brauchen schnellen Zugang zu medizinischer und psychologischer Versorgung.“ Die dbb frauen begrüßen daher das von Familienministerin Paus vorgelegte Gewalthilfegesetz. „Das Gewalthilfegesetz bietet endlich rechtlichen Anspruch auf Schutz und Hilfe bei Gewalt“, sagte die dbb frauen Chefin. Frauenhäuser seien eine wichtige Anlaufstelle für Frauen und Kinder, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Allerdings fehlen in Deutschland über 14.000 Frauenhausplätze. Kreutz weiter: „Zu häufig müssen Schutzsuchende aufgrund von Platzmangel abgewiesen werden. Das Gewalthilfegesetz bietet eine sichere Finanzierung der bestehenden Frauenhäuser und einen Ausbau auf ausreichend Plätze.“ Damit würde Deutschland auch endlich die Bedingungen der Istanbul-Konvention erfüllen, die es 2017 zwar ratifiziert, aber bisher nicht umgesetzt hat.   

 Verbrechen ahnden  

Es sei weiterhin wichtig, Frauen den Mut zu geben, Übergriffe anzuzeigen, erklärte Kreutz. „Nur so kann der Staat den Tätern Grenzen aufzeigen und ein wenig Licht in das riesige Dunkelfeld bringen. Ob zuhause, in der Öffentlichkeit oder am Arbeitsplatz: Wir brauchen auch hier niedrigschwellige Anlaufstellen, an denen Frauen Vorfälle melden können. Im Ernstfall darf es keine Unklarheit darüber geben, wohin sich Betroffene wenden sollen.“ Dem öffentlichen Dienst komme hierbei eine Vorbildrolle für die Gesellschaft zu. „Im öffentlichen Dienst ist es unsere Pflicht, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich Betroffene trauen, Übergriffe zu melden. Sie dürfen nicht aus Angst vor Widerhall schweigen“, betonte Kreutz. Auch im Internet müssen Straftaten wie üble Nachrede, Cyberstalking oder Deepfakes geahndet werden. Im Bereich Cyber waren die Übergriffe im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent gestiegen.  

 Gewalt verhindern  

Kreutz appellierte, den Frauenhass an der Wurzel zu bekämpfen: „Sonst behandeln wir nur die Symptome. Wir müssen als Gesellschaft überall anpacken. Wir müssen Geschlechterklischees möglichst früh in der Erziehung abbauen. Wir müssen in der Schule, mit unseren Familien, Verwandten, im Freundeskreis und Kollegium über das Thema sprechen. Wir dürfen frauenfeindliche Witzelein und Sprüche nicht mehr unkommentiert stehen lassen. Und erst recht dürfen wir keine Personen, die Frauen als Menschen zweiter Klasse sehen, in politisch entscheidende Positionen bringen oder ihnen mediale Reichweite bieten. Denn sie setzen dann ihre misogyne Rhetorik in frauenfeindliche Politik um, machen Frauenhass salonfähig und geben den Tätern ein Gefühl von Legitimation.“  

Hintergrund  

Am 19. November 2024 haben das BMI, das BMFSFJ und das BKA gemeinsam und erstmalig das Lagebild „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“ vorgestellt. Die Zahlen sind alarmierend: 2023 gab es 938 versuchte Femizide, 360 davon mit tödlichem Ausgang. 140 Frauen und Mädchen werden jeden Tag Opfer einer Sexualstraftat. In allen Bereichen (darunter Mord, Sexualstraftaten, häusliche und digitale Gewalt und Menschenhandel) sind die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. 

 

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