- Zum Thema „Disruptiv – in der Verwaltung undenkbar“ diskutierten (v.l.n.r.) Christoph Verenkotte, Präsident Bundesverwaltungsamt, dbb jugend-Chefin Sandra Kothe, Rolf Alter, Director Public Governance and Territorial Development bei der OECD und Dr. Johannes Ludewig, Vorsitzender Nationaler Normenkontrollrat.
21. Ministerialkongress
Digitalisierung: Verwaltung hinkt hinterher
Deutliche Defizite im Digitalisierungsprozess sieht die dbb jugend im Bereich der der öffentlichen Verwaltung. „Derzeit hinken wir technisch in grundlegenden Sachen so hinterher, dass man nicht im Entferntesten von disruptiven Geschäfts- und Prozessmodellen, von nachhaltigen Umbrüchen der Funktionalitäten, wie wir sie teilweise in der Privatwirtschaft erleben, sprechen kann“, sagte die dbb jugend-Vorsitzende Sandra Kothe beim 21. Ministerialkongress der Management- und Technologieberatung BearingPoint am 2. September 2016 in Berlin. Unter der Überschrift „Werkstatt ‚D‘ - digital, demokratisch, demografieorientiert“ wurden dort die Themenschwerpunkte Digitalisierung & Innovation, Organisation & Prozesse, Modernisierung & Management sowie Steuerung & Finanzen diskutiert.
Es mangele an einfachen Dingen wie zeitgemäßer Hardware-Ausstattung, etwa an schnellen Internetverbindungen oder dienstlichen Mobiltelefonen. „Smart Government, die direkte Maschine-zu-Maschine-Kommunikation, spielt noch keine wirkliche Rolle“, lautete Kothes kritisches Fazit, dass sich mit dem des Vorsitzende des Normenkontrollrats der Bundesregierung Dr. Johannes Ludewig deckte. Er bemängelte, dass es an einer konsequenten ebenenübergreifenden Zusammenarbeit bei der Digitalisierung fehle und forderte einen eGovernment-Pakt für Deutschland.
Zugleich betonte die dbb jugend-Vorsitzende aber auch, dass es mit Blick auf den öffentlichen Dienst nicht um eine „Digitalisierung um jeden Preis“ gehen dürfe. „Bei den überwiegenden öffentlichen Dienstleistungen geht es um die Arbeit mit und für Menschen, um Entscheidungen, die verantwortungsvoll getroffen werden müssen, sei es nun in der Kinderbetreuung, in der Kranken- und Altenpflege, bei Sicherheits- und Rettungskräften oder der Steuererklärung“, so Kothe. „Smart Government muss auch smart und clever implementiert werden – also dort, wo es für Beschäftigte wie Bürger und das Allgemeininteresse gleichmäßig Sinn macht. Als Instrument für Personalabbau ist es grundsätzlich abzulehnen.“ Bei allen Implementierungsprozessen müssten die Beschäftigen von Beginn an einbezogen werden, „nicht zuletzt, weil sie die Experten auf ihrem Gebiet sind, wenn es um Optimierungspotenziale geht.“