Review

Unsichtbare Frauen

Unsere Welt basiert auf Daten. In welchen Proportionen Produkte gebaut werden, wie Medikamente zusammengemischt werden und welche Suchergebnisse wir angezeigt bekommen. Doch was passiert, wenn die Daten eine gigantische und spezifische Lücke aufweisen?

Denn besagte Lücke ist real und weiblich. Seit Jahrhunderten werden beim Aufstellen von Regeln, Schreiben von Gesetzen und bei der Entwicklung von Produkten und Technologien Frauen vergessen, ignoriert oder absichtlich schlechter gestellt. Aktivistin und Autorin Caroline Criado-Perez deckt in ihrem Buch „Unsichtbare Frauen” diese vielfältigen Benachteiligungen auf. Sie erklärt, wie diese Diskriminierungen zustandekommen und was sich dagegen unternehmen lässt.    

Sie wirft Licht auf die vielen dunklen Ecken versteckter und unter den Tisch gekehrter Diskriminierung. Einige Themen werden den Leserinnen und Lesern bekannt vorkommen: Gender Care Gap, Teilzeitfalle, Arbeitsbewertung. In wie vielen Details des alltäglichen Lebens jedoch der Teufel steckt, wird für viele neu sein. Vom Nagelstudio bis zum Schneepflug lässt Criado-Perez keine Benachteiligung unangetastet. Den Fokus legt sie auf digitale Technologien, da sie wie sonst kaum ein anderer Bereich mit rohen Daten arbeiten. Unser Leben wird immer digitaler und damit datenbasierter. Was ein massives Problem ist, wenn die zugrundeliegenden Daten unausgewogen und voreingenommen sind. Sei es, dass Sprachassistenten schlechter auf Frauenstimmen reagieren, oder dass Frauen in Recruitingalgorithmen und Suchergebnissen schlechter gerankt werden. Mit KI, Big Data und IoT werden sich diese Probleme nur verschärfen.    

Für alles legt die Autorin die oft fatalen Konsequenzen offen. „Unsichtbare Frauen“ ist die wohl umfassendste Sammlung dieser Benachteiligungen. Leider liest es sich stellenweise auch wie eine reine Sammlung, die Absatz für Absatz Diskriminierungsfälle auflistet. Gelegentlich werden die Leserinnen und Leser über mehrere Absätze hinweg mit Zahlen überhäuft. Gleichzeitig macht diese schonungslose Auflistung den wahren Umfang der Diskriminierung erst bewusst. Die schiere Menge der Beispiele ist selbst ein Argument dafür, etwas gegen die Datenlücke zu tun.  

Wir können das Buch besonders denen empfehlen, die sich für digitale Themen interessieren und engagieren. Mit dem Aufstieg von KI braucht es mehr Menschen, die sich den Risiken und der nicht vorhandenen Neutralität, für die diese Technologien oft fälschlicherweise gepriesen werden, bewusst sind. „Unsichtbare Frauen“ fungiert dabei als eine Art Guidebook, die Muster besser zu erkennen und bessere Lösungen vorzuschlagen. Denn, wie es die Autorin am Ende ihres Buches sagt: „Bei der Planung und Entwicklung unserer Welt müssen wir endlich anfangen, die Leben von Frauen zu berücksichtigen.“ 

Wir verlosen zwei Exemplare des Buches! Teilnahme per Mail an frauen@dbb.de mit dem Betreff "Gewinnspiel". Bitte geben Sie Ihre Adresse und die Ihrer dbb Mitgliedsgewerkschaft an, um an der Verlosung teilzunehmen. Einsendeschluss: 21. September 2024. 

  

Zur Autorin: 

Caroline Criado-Perez ist eine britische Autorin, Journalistin und Aktivistin. Sie schreibt u.A. für den Guardian und hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht, die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden. Erfolge ihres Aktivismus‘ waren beispielsweise der Abdruck einer Frau auf der 10-Pfund-Note oder die Aufstellung der Statue einer Frauenrechtlerin vor dem britischen Parlament – kurz: Frauen mehr Sichtbarkeit zu verleihen.  

 

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