Landesfrauenvertretung des dbb berlin
Technologieeinsatz gegen häusliche Gewalt
Das KI-gestützte Tool Lizzy kann das Risiko häuslicher Gewalt fast doppelt so gut einschätzen kann wie herkömmliche Verfahren. Doch das Land Berlin bremst bei der Nutzung.
Der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach eröffnete die Veranstaltung „Mit KI den Gewaltkreislauf unterbrechen – Einsatz von Technologie im Bereich häusliche Gewalt“ am 10. März 2025 im dbb forum berlin mit einem Grußwort. Er betonte die Bedeutung technologischer Innovationen im Kampf gegen häusliche Gewalt und hob hervor, dass moderne Lösungen notwendig sind, um Prävention und Schutzmaßnahmen effektiver zu gestalten.
Das zentrale Thema der Veranstaltung war die Präsentation des KI-gestützten Tools „Lizzy“. Ba Linh Le, Mitbegründerin des Berliner Start-ups Frontline und Mitentwicklerin von Lizzy, stellte das Tool vor. Lizzy ist eine innovative Technologie zur besseren Einschätzung des Risikos häuslicher Gewalt. Herkömmliche Verfahren zur Risikobewertung weisen oft nur eine Trefferquote von ca. 44 Prozent auf, während Lizzy mit modernen Algorithmen und umfangreichen Datensätzen eine Genauigkeit von bis zu 80 Prozent erreichen kann. Obwohl das Tool damit den Schutz gefährdeter Frauen praktisch verdoppelt und deshalb auch in mehreren Bundesländern bereits erfolgreich eingesetzt wird, verhindert das Land Berlin wegen Datenschutzbedenken seine flächendeckende Nutzung.
Berlin stellt sich quer
In einer Diskussionsrunde mit der Expertin für Kriminologie und Prävention Prof. Dr. Christine Bartsch, Ba Linh Le, Vorsitzende des Landesfrauenrats Berlin Dr. Christine Kurmeyer sowie der DPolG-Bundesfrauenbeauftragten und Beisitzerin in der dbb Frauenvertretung Berlin, Angélique Yumusak, stieß die Haltung des Berliner Senats weitgehend auf Unverständnis. Lizzy könne ein wertvolles Instrument für Polizei und Beratungsstellen sein, um präzisere Gefährdungsanalysen durchzuführen und frühzeitig Schutzmaßnahmen einzuleiten. Der Schutz von Menschenleben müsse schwerer wiegen, als der Schutz von Daten, waren sich die Diskutantinnen einig. Andere Bundesländer hätten Wege gefunden, Lizzy datenschutzkonform einzusetzen, betonte Yumusak.
Um die Einführung des Tools, das keine personenbezogenen Daten speichert und Frauenhäusern und Beratungsstellen kostenlos zur Verfügung gestellt wird, auch in Berlin voranzutreiben, will der Landesfrauenrat Berlin zusammen mit der dbb Landesfrauenvertetung Berlin das Thema ins Berliner Abgeordnetenhaus einbringen, erklärte die Vorsitzende des Gremiums, Silke Jonas. „Auch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit ist notwendig, um das Thema ins Bewusstsein zu rücken,“ betonte Jonas „außerdem könnte durch Pilotprojekte im öffentlichen Dienst, die Wirksamkeit von Lizzy überprüft werden. Schließlich bietet sich der Austausch mit den Bundesländern an, die bereits erfolgreiche Datenschutzlösungen anwenden“.