Gespräch mit Ferda Ataman

Der öffentliche Dienst muss bei Diskriminierung dagegenhalten

dbb frauen Chefin Milanie Kreutz sprach mit Ferda Ataman, der unabhängigen Bundesbeauftragten für Antidiskriminierung, über die Zukunft der Gleichstellung.

„Wir beobachten mit großer Sorge, dass es en vogue geworden ist, zu diskriminieren“, stellte Kreutz bei dem Gespräch am 28. Januar 2025 in der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) in Berlin besorgt fest. „Frauenfeindliche und antifeministische Positionen gewinnen immer mehr Land und ihre Phrasen und Schlagworte werden auf erschreckende Weise sozial akzeptabel. Es ist unsere Aufgabe als öffentlicher Dienst, dagegenzuhalten.“ In dieser Auseinandersetzung können sich die dbb frauen glücklicherweise auf viele starke Partnerinnen wie die ADS verlassen.  

Ein Faktor in der Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz ist die mangelnde Entgelttransparenz. Kreutz gab zu bedenken, „dass wir durch das Entgelttransparenzgesetz zwar Transparenz haben - Stichwort A12 ist A12 – aber der Weg dorthin unterschiedlich lang ist. Der Grund dafür liegt in der Diskriminierung durch Beurteilungen, welche Frauen am Fortkommen hindern.“ Das betreffe vor allem die Beurteilungskriterien, aber auch die oft voreingenommen Beurteilenden selbst, erklärte Kreutz. Abhilfe können gemischte Tandem-Teams schaffen: „So haben wir immer mehrere Perspektiven, können mögliche Vorurteile ausgleichen und für einen Wissenstransfer sorgen.“ Dies sei aber nur eine von vielen Maßnahmen, um ein diskriminierungsfreies Fortkommen im öffentlichen Dienst voranzubringen: „Wir brauchen nicht nur eine andere Führungskultur, sondern auch eine andere Führungsorganisation“, forderte Kreutz. 

Rechtsextreme Kräfte stellen Gleichstellung infrage 

Die Bundesbeauftragte Ataman teilte Kreutz‘ Sorge vor einem rauer wehenden Gegenwind: „In den USA sehen wir neuerdings Rückschritte in Sachen Diversität und die Gleichstellung von Frauen und Männern. In unserem Grundgesetz steht zwar: Alle Menschen sind gleich. Aber rechtsextreme Kräfte stellen das ganz offen in Frage – auch in Deutschland.“ Die ADS plant, in ihrem Jahresbericht die Geschlechterdiskriminierung mehr in den Fokus zu nehmen. 

Ataman berichtete von der Initiative Pro Parents, die sich für die Aufnahme des Diskriminierungsmerkmals „Elternschaft“ in das AGG einsetzen. „Frauen sind häufig von der sogenannten Fürsorge-Diskriminierung betroffen. Sobald sie ein Kind bekommen, in Elternzeit gehen oder Angehörige pflegen müssen, werde ihnen der Aufstieg verwehrt, der Wiedereintritt ins Arbeitsleben erschwert oder im Extremfall direkt gekündigt. Fürsorge darf nicht zum Karriereende führen oder Betroffene in eine finanziell prekäre Lage bringen.“ 

Im Austausch zwischen ADS und den dbb frauen ging es auch um die neue Diversitätsstrategie der Bundesregierung. „Die neue Strategie ist ein starkes Signal, dass der Staat verbindlich vorangehen will – und sie soll Arbeitgebende bei sexueller Belästigung, Diskriminierung und Mobbing stärker in die Pflicht nehmen“, erklärte Ataman. Für die Zukunft müsse auch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz nachgebessert werden. Denn: Betroffene von Diskriminierung haben nach der aktuellen Regelung nur zwei Monate Zeit, um ihre Ansprüche geltend zu machen. „Wir wissen aus der Praxis: Viele Betroffene schaffen es nicht, das innerhalb dieser kurzen Frist zu bewältigen.“

 

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