dbb magazin 7/8 2015 - page 34

Bert Bostelmann
Erlebnisausstellung „Dialog mit der Zeit“:
Von der Kunst des Alterns
Das Thema scheint allgegenwärtig. Und es ist ja
auch im Alltag nicht zu übersehen: Immer mehr
Menschen werden immer älter. Jenseits der viel
strapazierten Stichworte von demografischem
Wandel, veränderten Berufsbiografien und „jun-
gen Alten“ stellt sich für jeden Einzelnen vor allem
eine Frage: Wie wollen wir im Alter leben? Ant-
worten sucht eine Ausstellung, zu der das Muse-
um für Kommunikation in Berlin derzeit einlädt.
Das Konzept ist durchaus ungewöhnlich, denn
hier geht es nicht um fertige Denkmodelle, son-
dern um den „Dialog mit der Zeit“. Zu diesem
Zwiegespräch werden Ausstellungsbesucherinnen
und -besucher von Senior-Guides „angestiftet“.
Die Frauen und Männer im Al-
ter über 70 begleiten die Gäste,
konfrontieren sie mit unter­
schiedlichen Facetten des
Alters, regen zum Austausch
oder Selbstversuch an einzel-
nen Themenstationen an. Ob
Schulklasse, Seniorengruppe
oder Einzelbesucher – das funk-
tioniert bestens und findet ein
durchweg positives Echo.
Von Zurückhaltung keine Spur.
Als die 23 älteren Damen und
Herren ihren Ausstellungs-
rundgang im Berliner Museum
für Kommunikation beginnen,
ist ihnen die Neugier bereits
anzumerken. Die Besucher,
allesamt jenseits der 70, ge­
hören zu einer größeren Grup-
pe von etwa 300 Mitgliedern,
die sich seit fünf Jahren je nach
Interesse per Internet in un­
terschiedlicher Zusammen­
setzung zu gemeinsamen
Aktivitäten verabreden: Thea-
terabend, Wandern, Essen ge-
hen. Heute: Ausstellungsbe-
such. Deshalb braucht Gudrun
Loebert, die sich der Gruppe als
„Ihr Senior-Guide“ vorstellt,
auch nicht lange, um einen
direkten Draht zu den Gästen
zu finden. Loebert, 73 Jahre alt,
gibt zunächst kurze Einblicke in
ihr eigenes Leben: die Kindheit
im Krieg, Familiengründung
und Dolmetscherberuf, Heirat
in den USA, drei Söhne, nun
der „Ruhestand“.
Loebert ist eine von 33 Senior-
Guides, die früher unter ande-
rem als Pfarrer, Ausdruckstän-
zerin, Bootsbauer oder Psycho-
therapeut tätig waren. Sie alle
haben sich gründlich vorberei-
tet und wurden speziell ge-
schult. Nun machen sie ihrem
Namen alle Ehre. Niemand ist
jünger als 70, die Älteste 86 und
mit ihrem frischen, offenen
Auftreten, der Fähigkeit zu klu-
gen Fragen und zum Zuhören,
mit Anregungen zum Auspro-
bieren der interaktiven Angebo-
te geben sie der Ausstellung das
besondere Gepräge.
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Glückliches Altern?
Zum Auftakt stimmt die Video-
animation „Danielle“ unter
Das Leben kann in jedem
Alter gelebt werden. Selbst
wenn im Alter körperliche
oder mentale Funktionen
nachlassen, können andere
Kompetenzen erworben
werden. Aktiv zu bleiben ist
der Schlüssel zum Erfolg.
(Lieblingsspruch von Senior-
Guide Gudrun Loebert, 73,
in der Ausstellung)
G2 Baraniak
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