dbb magazin 7/8 2015 - page 31

heitsvorschriften und die Kon­
trolle aller im Schiffsverkehr
beteiligten Fahrzeuge gehören
ebenso zu ihren Aufgaben wie
die Überwachung des Straßen-
verkehrs, die Kriminalitätsbe-
kämpfung und die Kriminali-
tätsprävention im gesamten
Hafenbereich. Hamburgweit
übernimmt die WSP zudem die
Überwachung der Vorschriften
für den Transport von Gefahr-
gut sowie die Verfolgung von
Umweltdelikten. „Wir sind im-
mer mit im Boot“, sagt Blanck,
mit den Hafen- und Terminal-
betreibern, Reedereien und
Sportbootverbänden pflege
man einen ständigen Aus-
tausch. Und langweilig wird es
ohnehin nie: „Schiffskollision,
Blindgängerfund oder blinder
Passagier, Greenpeace-Groß-
demo oder groß angelegter
Containerdiebstahl – jeder
Tag hier bietet eine große
Bandbreite an Aufgaben
und Herausforderungen“,
versichert Kommissariatschef
Blanck.
<
„Ship’s inspection.“ –
„Our ship?“ – „Yes, Sir.“
Vor einer Herausforderung
steht jetzt auch der First Mate,
der 1. Offizier des über 60 Me-
ter hohen, mehr als 360 Meter
langen Containerschiffs, das in
der vergangenen Nacht am Eu-
rogate-Terminal festgemacht
hat. Eigentlich ist der zweite
Mann nach dem Kapitän gera-
de dabei, das Be- und Entladen
zu überwachen, das die riesi-
gen Kranbrücken hoch oben
über seinem Kopf wie von
Geisterhand vollführen. Doch
dann stoppen zwei Beamte
der WSP ihren Streifenwagen
vor dem Schiff, legen gelbe Si-
cherheitswesten an und tre-
ten, schutzbehelmt, auf ihn zu:
„Good Morning, Sir. Water-
waypolice, ship‘s inspection“,
sagt Polizeikommissar Björn
Beuße – Seefahrtssprache ist
Englisch. „Our ship?“, fragt der
First Mate. „Yes, Sir“, sagt Beu-
ßes Kollege Torsten Wrobel
und lächelt freundlich. Der Of-
fizier weiß, dass um diese Kon-
trolle kein Herumkommen ist
und bittet die beiden Beamten
höflich die Gangway hinauf.
75 steile Stufen – „Dienst-
sport“, witzeln die trainierten
WSPler. Bis zu vier Stunden
kann eine Schiffsinspektion
dauern. Die Beamten der WSP
nehmen dabei immer einen
der von ihnen zu kontrollie­
renden Schwerpunkte in den
Fokus: „Umwelt, Gefahrgut,
Besatzung oder Sicherheits-
bestimmungen“, erläutert
Torsten Wrobel. „Würden Kon-
trollteams alles auf einmal
checken wollen, wären wir
und damit auch Crew und
Schiff tagelang gebunden –
das will niemand.“ Die Inspek-
tionen erfolgen stets nach der
grenzpolizeilichen Abfertigung
der Containerriesen, hier
haben andere WSP-Kollegen
bereits am späten Abend des
Vortags die Pässe der Besat-
zung kontrolliert und alle wei-
teren Formalitäten erledigt.
Kamman früher noch mit ein
bisschen Chuzpe ohne Weite-
res durch den Hafen, bis auf
die festgemachten Seeschiffe,
verschärften auch die Schiff-
fahrtsbehörden nach den
Terroranschlägen vom 11. Sep-
tember 2001 die Sicherheits-
vorkehrungen. Der Internatio-
nal Ship and Port Facility
Security Code (ISPS-Code) zur
Gefahrenabwehr bei Schiffen
und in Häfen wurde aufgelegt,
Hafenbetriebe mussten Anti-
Terror-Konzepte erstellen.
ISPS-gemäß müssen sich nun
wie alle anderen, die das Schiff
betreten oder verlassen, auch
die WSP-Beamten an einem
Counter oben am Ende der
Gangway ausweisen und regis-
trieren lassen, bevor sie an
Bord dürfen. Alle Mitglieder
der 20 Mann starken Besat-
zung, die den beiden Polizisten
begegnen, nicken höflich –
man kennt sich mitunter,
pflegt ein professionelles Ver-
hältnis. Das sieht auch der
ukrainische Kapitän des Con-
tainer-Riesen so, der, via Funk
von seinem ersten Offizier be-
reits über die angekündigte
„Environmental Inspection“
informiert, schon mit dicken
Aktenordnern bewaffnet im
Besprechungsraum auf die
Beamten wartet. „Natürlich
macht niemand Freudensprün-
ge, wenn wir auftauchen“, wis-
sen Beuße und Wrobel, „es
geht um viel Papier und Zeit“,
und während es von Ersterem
mittlerweile auch auf Schiffen
reichlich gibt, ist die Zeit im
globalen Seehandelsverkehr
immer knapp. Deswegen muss
der First Mate jetzt auch mal
einen Zahn zulegen, findet der
Kapitän, den „Garbage Ma-
nagement Plan“ und das „Gar-
bage Record Book“ soll er ge-
fälligst holen, und Getränke für
die Herren. „Der Ton ist üblich“,
schmunzelt Polizist Wrobel,
und Kollege Beuße versucht
vergeblich, dem Schiffsführer
klarzumachen, dass es nicht
notwendig ist, den Chief Engi-
neer, den leitenden Ingenieur,
zuständig für die Maschinen,
zu wecken, der die ganze Nacht
auf den Beinen war. Zehn Mi-
nuten später steht der Mann
ebenfalls im Besprechungs-
raum.
<
Müllmanagement und
Treibstoffvorschriften
Auf dem Prüfprogramm haben
die Wasserschutzpolizisten
heute das Müllmanagement
an Bord und die Einhaltung
der Treibstoffvorschriften.
Grundlage ist das weltweite
MARPOL-Übereinkommen
(Marine Pollution) von 1978
zum Schutz der Meeresum-
welt. Es enthält strikte Rege-
lungen, beispielsweise das
Verbot des Einleitens von
Ölschlämmen und Müll, Be-
schränkungen für das Einleiten
von Abwässern in die Meere
und Schwefelgrenzwerte für
das Verwenden von Brennstof-
fen. Stellt die WSP Verstöße
fest, werden diese in Zusam-
menarbeit mit dem Bundes-
MEV
<<
„Das ist schon eine tolle Truppe“:
Kriminaldirektor Frank-Martin
Heise leitet die Hamburger Was-
serschutzpolizei seit fünf Jahren.
<<
Viel Papier, wenig Zeit: Die Beamten wissen, unter welchem Druck die
Seeleute stehen. Kontrolliert wird trotzdem, und zwar gründlich.
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