dbb magazin 7/8 2015 - page 26

Entschließungen des 11. dbb bundesfrauenkongresses:
Arbeitsaufträge auch an die Politik
Die dbb bundesfrauenvertretung setzt sich für die besonderen Interessen
von Frauen im öffentlichen Dienst ein, von denen über 408000 im dbb orga-
nisiert sind. Deshalb umfassen die imMai 2015 vom 11. dbb bundesfrauen-
kongress beschlossenen Entschließungen für die kommenden fünf Jahre alle
Bereiche, mit denen Frauen im Laufe ihres Erwerbslebens und in der Alters-
versorgung konfrontiert werden. Die Themen sind gesetzt, jetzt beginnt die
Sacharbeit.
„In der politischen und ge-
werkschaftspolitischen Arbeit
dreht sich alles immer um die
eine Kernfrage: Was wollen die
Mitglieder? Welche Themen
polarisieren, wo können wir
uns einigen, welche Richtung
gilt es einzuschlagen?“, fasst
die Vorsitzende Helene Wild-
feuer den Arbeitsauftrag der
dbb bundesfrauenvertretung
zusammen. „Die Delegierten
aus den Mitgliedsverbänden
und Landesbünden haben auf
dem 11. dbb bundesfrauen-
kongress in Potsdam Anfang
Mai die Marschroute für die
frauenpolitische Arbeit der dbb
bundesfrauenvertretung in der
neuen Legislaturperiode fest-
gelegt. Die aktuellen Themen
sind in acht Entschließungen
gebündelt, die uns als Grund­
lage für die nächsten Jahre
dienen werden.“
Die Entschließungen befassen
sich mit folgenden Themen:
Vereinbarkeit von Familie und
Karriere im Beruf, Verbesserung
der Vereinbarkeit von Pflege
und Beruf, systemgerechte
Anerkennung von Kindererzie-
hungszeiten in der Altersver­
sorgung, Gender Budgeting
als Handlungsprinzip für die
Staatsfinanzen, Entgeltgleich-
heit für den öffentlichen Dienst,
betriebliches gendergerechtes
Gesundheitsmanagement,
Sicherung des Qualitätsan-
spruchs in der Kinderbetreuung
sowie mehr Frauen in Führungs­
positionen (Quote).
Helene Wildfeuer hält viele
dieser Themen, wie etwa die
Vereinbarkeit von Familie und
Karriere im Beruf oder auch die
systemgerechte Anerkennung
von Kindererziehungszeiten in
der Altersversorgung, für wah-
re „Dauerbrenner“: „Junge
Frauen haben eine klare Vor-
stellung, wie sie ein Leben mit
Kindern und Karriere verein­
baren können. Wir setzen uns
seit Jahren erfolgreich für die
familienfreundliche Gestal-
tung von Arbeits- und Beschäf-
tigungsbedingungen ein. Dazu
gehört selbstverständlich eine
qualitative Ausgestaltung der
Kinderbetreuungsangebote,
nachdem in den letzten Jahren
der Fokus auf den quantitati-
ven Ausbau der Bertreuungs-
plätze zur Erfüllung des Rechts-
anspruchs gelegt wurde.“
<<
Entgeltgleichheit im
öffentlichen Dienst
Die Entschließung zur Entgelt-
gleichheit im öffentlichen
Dienst hält die Vorsitzende für
ein gutes Beispiel, wie nah die
Sacharbeit der Frauenvertre-
tung am Puls des Geschehens
ist: Schließlich nimmt das The-
ma auf bundespolitischer Ebe-
ne gerade richtig Fahrt auf. Bis
hinein in die öffentliche Diskus-
sion verbreitet sich dort die
Wahrnehmung, dass weibliche
Beschäftigte im öffentlichen
Dienst im Schnitt sieben Pro-
zent weniger verdienen als ihre
männlichen Kollegen – trotz
derselben gesetzlichen Grund-
lagen. Die Gründe hierfür: fa-
miliär bedingte Berufsunter-
brechungen, Teilzeit und die
damit verbundenen Hemmnis-
se beim Aufstieg, keine ad-
äquate Bezahlung in sogenann-
ten „typischen Frauenberufen“
und einiges mehr.
Eine zentrale Forderung der
dbb bundesfrauenvertretung in
dieser Entschließung ist daher,
dass eine grundsätzlich „ge­
genderte“ Datenerhebung in
allen Bereichen Klarheit schafft,
wie diese Lohnlücke genau zu-
stande kommt. „Die Einführung
dieses Instrumentariums ist nö-
tig, um die politische Diskussi-
on anhand gesicherter Fakten
führen zu können. Wie wichtig
solche Zahlen und Daten sind,
konnten wir bei der Entstehung
des Führungspositionengeset-
zes beobachten. Dort erwies
sich der Public Women-on-
Board-Index, der eindeutig be-
zifferte, wie gering der Frauen-
anteil an Führungspositionen
ist, in der Diskussion als un-
schlagbar. Die dbb bundesfrau-
envertretung erwartet, dass die
Politik jetzt auch aktiv für die
Gleichbehandlung von Frauen
und Männern bei der Entgeltge-
staltung eintritt.“ Dazu gehöre
auch die Entwicklung von dis-
kriminierungsfreien Arbeitsbe-
wertungsverfahren; Politik und
Tarifvertragsparteien müssten
eingebunden werden.
Die ersten politischen Beteili-
gungsgespräche haben bereits
stattgefunden, und die Ent-
schließung des 11. dbb bundes-
frauenkongresses zur Entgelt-
gleichheit für den öffentlichen
Dienst liegt dem Bundesfrau-
enministerium bereits vor.
<<
Gender Budgeting
Anders verhält es sich bei Um-
setzung von Gender Budgeting
als finanzpolitischem Instru-
mentarium in Politik und
©stockpics – Fotolia.com
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